Freitag, 2. Januar 2015

"Schantall, tu ma die Omma winken! Aus dem Alltag eines unerschrockenen Sozialarbeiters" von Kai Twilfer

Bild: Schwarzkopf und Schwarzkopf Verlag
Einem geschenkten Gaul schaut man zwar bekanntlich nicht ins Maul, in ein geschenktes Buch aber auf jeden Fall hinein. 
Es sei denn, man wäre eher so gestrickt, wie die Protagonistin des vorliegenden Werkes, Chantal Pröllmann. Bei ihr würde das Buch sicherlich bestenfalls zur Deko degradiert, vermutlich sogar eher noch zur Stabilisierung eines wackelnden Couch-Tisches genutzt. 
Während der Lektüre dieses Werkes, das es ja immerhin monatelang in die Bestsellerlisten schaffte und zwischendurch sogar die Ranglisten anführte, fragte ich mich, ob nicht vielleicht beide Arten der Verwendung dem Lesen dieses Buches vorzuziehen seien.

Ja, sicherlich. Das Buch hat durchaus seine Momente, die zum Schmunzeln anregen. Insgesamt aber ist es eher eine Aneinanderreihung von Klischees, die man aus den sogenannten Doku-Soaps der Privatsender bereits zu Genüge kennt.

Geschrieben ist das Buch aus Sicht des angeblichen Sozialarbeiters Jochen, der die Familie Pröllmann und insbesondere "die Schantall" und ihren "Dschastin" nahezu rund um die Uhr zu betreuen scheint, die seiner Meinung nach herausragensten und charakteristischsten Szenen beschreibt um anschließend jeweils sein persönliches Fazit darzulegen.
Dabei bedient sich der Autor einer verschachtelten, verschnörkelten und vermeintlich hochintellektuellen Sprache bzw. Schreibweise, die ganz offensichtlich den Ich-Erzähler nur ja deutlichst vom Niveau der Pröllmanns abheben soll.
Ein kaum erkennbarer Handlungsstrang tut ein Übriges, um das Bild der bereits erwähnten bloßen Aneinanderreihung populistischer Klischees zu vervollständigen.

Fazit:
"Schantall, tu ma die Omma winken" mag sicherlich ein Buch sein, das seine Fangemeinde findet. 
Genauso wie die Dokusoaps im TV.
Seine Nische in meinem, meiner Meinung nach wirklich ziemlich breit aufgestellten Lesegeschmack hat es jedoch definitiv nicht gefunden.
Selbst wenn stellenweise durchaus realistisch der Tagesablauf mancher Familien in bildungsfernem Umfeld geschildert wird und die Schlussfolgerungen vielleicht in bestem sarrazin'schen Sinne zutreffend sein mögen - das Ziel, witzige und humorvolle Belletristik zu sein, verfehlt es jedoch ebenso deutlich wie einen möglichen Anspruch, als Sachbuch der Analyse eines betimmten Milieus nachhaltig dienen zu können.

Schade.

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