Freitag, 9. Januar 2015

Frisch gelesen: "Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker" von Renate Bergmann

Da ist sie also. Die analoge Ausgabe der Tweets von Oma Renate. Ein Taschenbuch mit 223 Seiten, vom Rowohlt Taschenbuchverlag in der Edition rororo im Juli 2014 aufgelegt.
"Eine Online-Omi sagt, wie's ist" lautet der Untertitel - und ganz offenbar wollten viele wissen, was sie zu sagen hat, denn das Buch landete gleich auf der Spiegel-Bestseller-Liste.

Worum es in dem Büchlein geht?
Nun - der Inhalt ist schnell erklärt. Oma Renate, die Protagonistin des Buches, die nach ihrer eigenen Aussage den Krieg nicht überlebt hat, um Soja zu essen, hat im realen Leben die Welt des Internets entdeckt und avancierte als @RenateBergmann schnell zu "Deutschlands bekanntester Twitter-Omi", wie das Boulevard-Blatt mit den vier großen roten Lettern findet.
In 34 Episoden, die jeweils mit einem ihrer Tweets betitelt sind, schildert die rüstige Rentnerin, die bereits vier Männer überlebt hat und auch einer fünften Ehe nicht abgeneigt gegenüber stünde, ihre Sicht der Dinge - die meist irgendwo zwischen absolut taff und hoffnunglos spießig angesiedelt ist.
Natürlich hat Oma Renate zunächst mit ein paar Anfangsschwierigkeiten bei der Nutzung von Smartphone und Internet zu kämpfen. So muss sie z.B. feststellen, dass es zwischen facebook und ebay durchaus gravierende Unterschiede gibt, als sie nach ein paar freundlichen Klicks ein getragenes Abendkleid der ach so früh verstorbenen Prinzessin Diana zum Schnäppchenpreis von 3.500 Euro erhält.
Letztlich kommt sie jedoch ganz gut klar und beginnt ihren Online-Siegeszug in der Twitter-Community, der sie seither alles das mitteilt, was es ihrer Meinung nach mitzuteilen gibt.

Was online zu einem Erfolg wird, müsste doch auch offline funktionieren, dachte man sich offenbar - und so enstand "Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker" von Renate Bergmann.
Es ist ein insgesamt durchaus amüsantes Taschenbuch zum Zwischendurchlesen, dem jedoch ein wenig der rote Faden fehlt. Zudem ist nicht alles, was man mit 140 Zeichen knackig kurz in einen Tweet pressen kann, auch in ausführlicher Form für eine Printausgabe geeignet.
So bleibt manches Mal der Witz ein wenig auf der Strecke. Und wenn Kurt, der Mann von Renates Freundin Ilse der Meinung ist, dass ein Fahrzeug erst eingefahren werden muss und deshalb der vierte Gang erst Sinn mache, wenn der Wagen mindestens 100.000 Kilometer auf der Tachouhr (sic!) habe, so eignet sich Kurts Fahrweise doch nur begrenzt als Running Gag über die Länge eines ganzen Buches.

Trotzdem bleibt das Ganze trotz einiger Schwächen und der Bedienung nicht weniger Klischees noch amüsant genug, dass sich das Lesen lohnt.
Letztlich erreicht das Taschenbuch auf meiner ganz persönlichen, fünfsternigen Skala einen Wert von 3 Sternen.

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