Dienstag, 10. September 2013

Europa besteht aus Vertrauen

Gastbeitrag von Giacomo Santalucia, 
Präsident des Deutsch-Italienischen Bildungs- und Kulturinstituts (dibk) und Europäer aus Überzeugung.

 


Die Europäische Union kann nur ein Friedensgarant bleiben, wenn sie sich weiterentwickelt.  Die Lehren zweier Weltkriege und die daraus resultierende Teilung Europas haben gerade in Westeuropa einen wirklichen europäischen Geist entstehen lassen. Menschen wie Robert Schuman, Alcide de Gasperi, Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, gingen mutig voran und schafften es gemeinsam, dass ihre Nationen trotz der geschichtlichen Hypothek näher zusammenrückten. Immer mehr Länder kamen im Laufe der Jahre hinzu und sorgten durch enge und fruchtbare Zusammenarbeit  für eine lange Phase des Friedens.
 

Nach dem Fall der Mauer und dem Zerfall des einstigen Ostblocks wollte man die neuen Demokratien im Osten so schnell als nur irgend möglich einbinden – nicht zuletzt,  um sie zu stabilisieren. Auch dies ist gelungen. Zunächst.
Aber die schnelle Ausdehnung hat nicht nur positive Folgen: Zunächst nur schleichend spürbar, gewinnt fast europaweit nationalistisches Gedankengut gerade jetzt in Zeiten der Krise immer mehr an Raum. Gerade deshalb ist jetzt nichts so wichtig, wie ein tragfähiges Zusammenwachsen der bereits bestehenden Europäischen Union auf einer Basis neuen Vertrauens.  Doch nicht unbedingt die „große Politik“  ist aktuell gefragt:
Vielmehr muss unser gemeinsames Europa mehr als je zuvor jetzt auch im Kleinen zusammenwachsen. Das Kennenlernen muss gefördert werden, Freundschaften und Partnerschaften müssen neu entstehen.
 

Nie waren deshalb gerade auch Städtepartnerschaften so wichtig wie heute – und nie zuvor waren derart viele Facetten kommunaler Freundschaft möglich.Weit mehr als der Austausch der Kultur ist es in heutiger Zeit der Austausch von Arbeit und Bildung, der Zukunftschancen für uns alle schaffen kann. Als ich jüngst mit einer Delegation des Eppelborner Gemeinderates zur Vorbereitung einer Städtepartnerschaft im sizilianischen Realmonte weilte, wurde mir diese Tatsache erneut eindrucksvoll vor Augen geführt.
Eines unserer ersten Projekte im Rahmen dieser Partnerschaft gilt deshalb der Zukunft junger Menschen. Wo beispielsweise in Realmonte oft die Chance auf eine gute Ausbildung fehlt, birgt die neue Partnerschaft für Eppelborn Hoffnung auf eine Stabilisierung der demografischen Entwicklung und auf einen wichtigen Schritt im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Darin waren sich die Vertreter unserer beiden Gemeinden einig und zementierten gemeinsam den Beginn einer neuen Freundschaft.
Ich bin mir sicher:
Wenn immer mehr Gemeinden diesen Pfad mutig beschreiten, wird er zum Weg zu einem neuen Europa.

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